The people I portray for my series AUSSEHNSUCHT suffer from various types of eating disorders and were in a clinic specialising in disturbed eating behavior at the time of admission. The most common eating disorders are anorexia, bulimia and psychologically overweight. Common to all is the constant emotional preoccupation with the subject of eating, eating or even refusing to do so. For this work, I returned to a clinic where I myself was a patient in my youth, struggling at the time with anorexia nervosa. I was motivated in part by the impression that reports in the media on eating disorders tend to be one-sided. Unfortunately, there appear to be different levels of acceptance for different types of eating disorders. The obese are often discriminated against - their condition is often not recognised as an illness-related eating disorder, and people then assume that their weight problem is simply their own fault. Anorexics on the other hand tend to be pitied - in certain situations they are even admired because their appearance resembles so closely what is portrayed as normal on TV or in fashion shows. Since people suffering from eating disorders tend to reduce themselves to their physical bodies, I didn't want to do the same as a photographer and therefore refrained from depicting extreme bodies. People's faces, their emotions and actions say more than a few protruding hip bones or an extremely voluminous body. It was essential for me to show that, regardless of the type of eating disorder involved, the body is in the end a symptom and the origin of the illness is to be found in the mind of the afflicted.

I am now working in very multifaceted ways with the topic of eating disorders. The current project is called “A suitcase full of longing” and is a cooperation with the prevention and advice center for eating disorders Tima e.V. Tübingen. This is photography-based prevention work for children and adolescents on the subject of eating disorders. I've also been working for a long time on developing an innovative methodology which uses photography as a therapeutic tool for treating eating disorders. More information will be available here shortly. You are also welcome to contact me if you would like to find out more.

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AUSSEHNSUCHT is a photo essay dealing with confined emotions, wishes and dreams, and the search for lost identity.

When life feels as if it were slipping away, you look for a foothold. The desire for control increases, and this control offers a new foundation and a sensation of being able to lead a secure and self-determined life. When this control becomes uncontrollable, when it evolves into an addiction and begins to lead a life of its own, there is little room for anything but this obsession. Needs and emotions are no longer recognised, body and soul become disjointed and that which once constituted one’s own personality is no longer within reach. Daily routine becomes an obsession and resistance is senseless.

It’s as if a switch had been turned and everything that once was taken for granted no longer exists. The addiction dictates new and destructive rules. The control that once stood for a sense of security and self-determination is now dominated by an uncontrollable inner force. Relationships to others decrease gradually until contact ceases entirely. Without warning, inner voices awaken and begin to dictate what to do and what to eat. They introduce new criteria for praise and punishment.

When emotions fall silent, you want to scream. For help, attention or love. And when no one is there to hear, you persist.


Die von mir für meine Serie AUSSEHNSUCHT porträtierten Personen leiden an Essstörungen unterschiedlichster Prägung und befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in einer auf gestörtes Essverhalten spezialisierten Klinik. Am häufigsten unter den Essstörungen sind Magersucht, Bulimie und psychisch bedingtes Übergewicht. Allen gemein ist die unentwegte emotionale Beschäftigung mit dem Thema Essen, Nahrungsaufnahme oder auch mit deren Verweigerung. Für diese Arbeit bin ich zurückgekehrt in die Klinik, in der ich in meiner Jugend einmal selbst Patientin war, denn die Berichterstattung zum Thema Essstörung habe ich häufig als sehr einseitig empfunden. Dass es für die verschiedenen Krankheitsbilder der Essstörung in der Gesellschaft unterschiedliche Akzeptanz gibt, darf nicht sein. Stark übergewichtige Menschen werden häufig diskriminiert und ausgegrenzt, ihr Krankheitsbild wird oftmals nicht als Essstörung anerkannt und ihre Problematik somit als selbstverschuldet dargestellt. Im Gegensatz dazu werden Magersüchtige meist bemitleidet oder sogar bewundert, da ihr Krankheitsbild so nah an dem ist, was die Mode vorgibt. Da essgestörte Menschen dazu tendieren, sich selbst auf ihren Körper zu reduzieren wollte ich als Fotografin nicht dasselbe tun und habe Abstand genommen von der Darstellung extremer Körper. Die Gesichter der Menschen, ihre Emotionen und Handlungen sagen mehr als ein paar hervorstehende Hüftknochen oder ein extrem voluminöser Körper. Es war mir ein Bedürfnis zu zeigen, dass unabhängig von der Art der Essstörung der Körper lediglich Symptom und der Ursprung in den Seelen der Betroffenen liegt.

Ich arbeite mittlerweile sehr vielschichtig mit dem Thema Essstörung. Das aktuelle Projekt heißt Ein Koffer voller Sehnsucht und ist eine Kooperation mit der Präventions- und Beratungsstelle für Essstörungen Tima e.V. Tübingen. Hier handelt es sich um fotografiebasierte Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche zum Thema Essstörung. Zudem beschäftige ich mich schon sehr lange mit der Entwicklung einer innovativen Methode, die Fotografie als therapeutisches Instrument zur Behandlung von Essstörungen nutzt. Mehr Informationen dazu finden Sie in kürze hier. Sie können mich gerne kontaktieren, wenn sie mehr darüber erfahren möchten.

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AUSSEHNSUCHT ist eine Arbeit über eingeengte Emotionen, Wünsche und Träume und die Suche nach verlorener Identität.

Wenn einem das Leben durch die Finger gleitet, versucht man Halt zu finden. Das Bedürfnis nach Kontrolle wächst. Sie gibt neuen Halt und das Gefühl, ein sicheres und selbstbestimmtes Leben zu leben. Wenn diese Kontrolle eines Tages außer Kontrolle gerät, zur Sucht wird und ein Eigenleben annimmt, hat nichts außer der Sucht mehr Platz im Leben. Emotionen und Bedürfnisse sind nicht mehr spürbar, Körper und Geist klaffen auseinander und das, was einmal die eigene Persönlichkeit ausmachte, ist nicht mehr greifbar. Das Alltägliche wird zum Zwang und es gibt keinen Weg, sich dagegen zu wehren.

Es ist, als würde mit einem Mal ein Schalter umgelegt und all das, was selbstverständlich war, existiert nicht mehr. Die Sucht diktiert neue, destruktive Regeln. Die Kontrolle, die vorher Halt und ein Gefühl von Selbstbestimmung gab, wird nun von einer nicht steuerbaren inneren Macht übernommen. Der Zugang zu anderen Menschen geht Stück für Stück verloren, bis die Verbindung schließlich ganz abreißt. Ohne jegliche Vorwarnung erwachen innere Stimmen und beginnen zu diktieren was zu tun ist, was gegessen werden darf und was nicht. Sie führen neue Maßstäbe für Lob und Bestrafung ein.

Wenn die eigenen Gefühle immer leiser werden und irgendwann ganz verstummen, möchtest Du schreien - nach Hilfe, Aufmerksamkeit oder Liebe. Und wenn niemand da ist, der Dich hört, machst Du weiter.